Ferrari-Hardoy studierte bis 1937 an der Escuela de Arquitectura in Buenos Aires. Anschließend reiste er nach Europa und verbrachte mit seinem Studienkollegen Juan Kurchan einige Zeit in Paris. Inspiriert von Le Corbusier, der als Vertreter des Congres Internationaux d'Architecture Moderne (CIAM) ein besonderes Interesse an Lateinamerika besaß, wirkten beide am städtebaulichen Masterplan für Buenos Aires mit. Neben seiner Tätigkeit als Stadtplaner war Ferrari-Hardoy u.a. an den Regulierungsplänen von Mendoza und San Nicolás sowie 1944 an der Rekonstruktion der Stadt San Juan beteiligt. Von 1947 bis 1951 arbeitete er mit Jorge Vivanco, dem argentinischem Delegierten des CIAM. Zudem war Ferrari-Hardoy als Dozent an der Escuela Industrial in La Plata, der Escuela de Arquitectura y Urbanismo de la Universidad del Litoral und an der Universität von Buenos Aires tätig.
Jorge Ferrari-Hardoy gehört zur Generation argentinischer Architekten, die für die Ideen der Moderne eintraten. Als Gründungsmitglied der Architekturgruppe Austral setzte er gemeinsam mit Juan Kurchan und dem katalanischen Architekten Antoni Bonet die Arbeit der Komitees von CIAM und CIRPAC (Comité International pour la Résolution des Problèmes de l’Architecture Contemporaine) fort.
Ein Möbel im Geist von Le Corbusier
Austral entwickelte richtungweisende Projekte, diskutierte theoretische und praktische Aspekte zeitgenössischer Architektur, nahm an Ausstellungen, Wettbewerben und Kongressen teil. Zudem suchten die Mitglieder der Gruppe aktiv den Ideen- und Erfahrungsaustausch mit Architekten anderer Länder, gaben die Zeitschrift Nosotros ("Wir") heraus, organisierten Kulturveranstaltungen und bezogen Maler, Bildhauer, Musiker, Fotografen, Ärzte, Soziologen und Pädagogen in ihre Arbeiten ein.
Ab 1937 wurde das Büro u.a. mit Planungen für eine Universitätsstadt auf dem Gelände des ehemaligen Hafens von Buenos Aires, Wohnbauten im sozial schwachen Südteil der Stadt und der Errichtung von Krankenhäusern, Sportstätten und Schulen im Umfeld der zentralen Avenida Corrientes beauftragt. Dabei legten Ferrari-Hardoy und Kollegen Wert auf die Verwendung zusammensetzbarer Industrieelemente und setzten geschwungene Glasflächen und Sonnenblenden ein, wie es die Ateliers (1938) an der Straßenkreuzung Suipacha und Paraguay beweisen. Ferrari-Hardoy arbeitete eng mit Juan Kurchan zusammen und entwickelte gemeinsam mit ihm von 1941 bis 1944 ein Wohnhaus im Hafenviertel Belgrano, das wegen eines in der Mitte des Komplexes eingepflanzten Baumes weit über die Landesgrenzen hinaus Berühmtheit erlangte. Gemeinsam mit Bonet und Kurchan entwarf Ferrari-Hardoy 1938 den BKF Chair, dessen Ursprungstitel sich aus den Anfangsbuchstaben seiner Schöpfer zusammensetzte und bis heute besser als Schmetterlingsstuhl, Butterfly Chair oder Fledermaussessel bekannt ist. Mit seiner aussergewöhnlichen Formgebung erlangte der Sessel schnell Bekanntheit und zählte bereits zwanzig Jahre später zu den Ikonen zeitgenössischen Designs.